Schon 1913 waren in Aspern die Flugparks 8 und 14 der k.k. Luftschifferabteilung (Ende 1914 in k.k. Luftfahrttruppe) aufgestellt worden. Mit der Mobilmachung und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges fand jeder zivile Flugbetrieb sein Ende und fortan beherrschten Feldgrau und Flugzeuge mit dem rot-weiß-roten Hoheitszeichen, ab 1915 ersetzt durch das Eiserne Kreuz, das Bild. Die Fliegerersatzkompanie 1 war bereits Ende 1914 in Aspern aufgestellt worden, wurde aber bald nach Ujvidek verlegt. Die Heeresverwaltung baute das Flugfeld großzügig aus, zuletzt standen 18 Hangars. Aspern wurde eins der wichtigsten Zentren der Flugausbildung, der Einfliegerei der Flugzeugwerke im Wiener Raum und der Übernahmeorganisation der Luftfahrttruppen.
Der Chefpilot des Aviatik-Werkes, der Einflieger Fritz Wirbel, erzählte: „1914 wurde ich wieder nach Aspern abkommandiert. Inzwischen war im Jahre 1914 in Essling eine Flugzeugfabrik errichtet worden, die „Aviatik“ der Weiser AG in der Schlachthammer-Straße. Ich wurde Chefpilot bei der Weiser AG und habe als solcher etwa 300 Maschinen eingeflogen und kontrolliert, darunter auch eine dreimotorige Maschine, die in Essling erzeugt worden war. Das Flugfeld Aspern war in dieser Zeit auf drei Seiten mit Hangars umsäumt, täglich starteten und landeten hier viele Maschinen. Einmal sollte ich wieder eine Knoller-Maschine einfliegen und war mit dem prüfenden Oberleutnant schon auf dem Weg zum Flugzeug, als dieser zum Telefon gerufen wurde. Wir bedauerten, die Maschine nicht mehr übernehmen zu können. Mein guter Freund Gruber, der auch Einflieger war, bat, den Prüfungsflug machen zu dürfen. Eben, als wir aus dem Büro kamen, sahen wir die Maschine torkeln. Sie brach auseinander, stürzte ab und beide Insassen waren tot. Der Doppeldecker war nicht richtig montiert gewesen. Die Aufhängung der Tragfläche war aus der Öse gehoben worden. So war ich durch einen Zufall dem Tode entronnen. Damals gab es fast jeden Monat ein bis zwei Tote bei Abstürzen.“
Die erste regelmäßige Luftpostlinie von Wien–Aspern aus
Im letzten Kriegsjahr sollte noch einmal der Name „Flugfeld Aspern“ mit einer Pioniertat und zugleich einer Vorahnung seiner künftigen Rolle als Wiener Verkehrsflughafen aufscheinen: als Ausgangspunkt der ersten internationalen Flugpostlinie der Welt!
Während des Krieges hatte das Militär bereits Flugzeuge zur Feldpostbeförderung eingesetzt. Die Flugzeugentwicklung war derart voran getrieben worden, dass aus den wagemutigen Anfängen ein sicheres und vor allem verlässliches Transportmittel geworden war. Die fernen Länder der Ukraine, damals von deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen besetzt, aber formell frei, sollten durch eine Luftlinie nachrichtentechnisch in greifbare Nähe rücken. Da die Post keinerlei Erfahrung mit Flugzeugen hatte, wurden die Fliegerverbände des Heeres dazu herangezogen. In der Folgezeit waren 22 Flugzeuge, 14 Unteroffizierspiloten und 16 Beobachtungsoffiziere für diese Linie abgestellt worden. Als Leiter und Organisator bestellte man den damals 24-jährigen Frontfliegeroffizier August Raft von Marwil (gestorben 1978 in Wien). Die Postverwaltung musste für die Brief- und Telegrammbeförderung einen gewisse Garantie übernehmen, und so startete zur Probe am 20.3.1918 das erste Flugzeug. Die Vorbereitungen und die Durchführung der Flüge waren derart gelungen, dass bereits am 1.4.1918 der offizielle Betrieb mit genauem Flugplan eingerichtet werden konnte. Geflogen wurde die Strecke Wien-Krakau-Lemberg-Prosskurow-Kiew täglich in beiden Richtungen.
Die Strecke betrug jeweils 1.200 km. Im Mai kam noch eine Abzweigung nach Odessa vor Prosskurow dazu. Starten, Fliegen und Landen waren nur bei klarer Sicht möglich. So startete man in Aspern um 4.30 Uhr und kam in Krakau um 8.00 Uhr an. Ab Krakau um 8.30 Uhr und an in Lemberg um 11.00 Uhr, ab Lemberg 11.30 Uhr und Ankunft in Prosskurow um 14.00 Uhr. Ab Prosskurow 15.00 Uhr und an in Kiew um 17.30 Uhr. Rückflug am nächsten Tag begann um 4.00 Uhr. Die einzelnen Streckenabschnitte waren zwischen 250 und 350 km lang und wurden immer vom selben Team beflogen. Die Postsäcke mussten also in jeder Station in die bereits oft mit laufendem Motor wartende Maschine umgeladen werden. Im günstigsten Fall, ohne Zwischenaufenthalte, konnte die Strecke in 11 Stunden bewältigt werden. In den ersten 90 Tagen konnte die Post an 80 Tagen plangemäß geliefert werden.
Der Rest mußte wegen Nebels oder mangelhafter Sichtverhältnisse entfallen. Ab 20. Mai beförderte die Post auch Telegramme zwischen Wien, Galizien und der Bukowina mittels dieser Linie, ab 1. Juli übernahmen auch alle Landeshauptstädte Luftpost. Zum Einsatz kamen hauptsächlich Hansa-Brandenburg C1-Maschinen aus verschiedenen österr.-ungar. Produktionsstätten. Weiters wurden auch Albatros und Öffag C1-Maschinen eingesetzt. Maschine des Erstfluges war eine Hansa-Brandenburg C1. Es lag nahe, auch die Zweite Reichshälfte in das Flugpostnetz einzubeziehen. Am 4.7.1918 startete das erste Postflugzeug von Budapest nach Wien. Pilot war Rm. Raft von Marwil, Beobachter Oblt. Varga, also ein Österreicher und ein Ungar. Der regelmäßige Dienst startete von Wien um 5.00 Uhr, die Landung war für 7.00 Uhr in Budapest geplant, Retourflug ab Budapest um 16.00 Uhr, an in Wien um 18.00 Uhr. Oft wurde die Strecke aber auch in 1,5 Std. bewältigt. Später sollte die Strecke bis Bukarest erweitert werden, doch dies scheiterte am Zusammenbruch der Monarchie. Danach waren die ehemaligen Kronländer an einer engeren Bindung nicht mehr interessiert. Nach Endes des Krieges wurde der ehemalige Organisator der Luftpostlinie Leiter der Flughafeninspektion Aspern und nach dem Zweiten Weltkrieg Leiter des Amtes für Zivilluftfahrt.